Es mag traurig sein, aber es ist wahr: Manche Großstadtkinder kommen nur sehr wenig in Kontakt mit der Natur. Der Anteil des virtuellen Lebens nimmt immer weiter zu und das Handy und die Spielkonsole sind längst wichtiger als die Schönheit der Natur. Eine Schönheit, die manchmal auch so weit entfernt liegt, wenn das Leben in der Großstadt pulsiert. Vielleicht geht es dann im Urlaub einmal ins Grüne? Dann zeigt sich, ob sich ein junger Mensch von der bunten Vielfalt des Natürlichen verzaubern lässt oder ob dieser Vorstoß nur mit einem irritierten Kopfschütteln beantwortet wird. Schnell noch mal die Nachrichten auf dem Smartphone checken. Das ist die Welt, in der ich mich zu Hause fühle.
skeeze auf Pixabay (pixabay license) Wie wirkt die Natur auf uns? Ganz unterschiedlich. Um diese Frage gleich abschließend zu beantworten. Für manche Menschen gehört der Marsch durch den Wald zum täglichen Workout oder zur Diät mit dazu. Abnehmen, das Lebensziel. Und so sind wir auch unser ganzes Leben damit beschäftigt. Immer schön, wenn ein Mensch sich Ziele setzt. Am besten marschieren wir mit zwei Stöcken hektisch durch den Wald. Dann nennen wir das Nordic Walking. Das ist trendy, viel mehr als die entspannte Meditation durch das Grün. Oder die Tour durch die Natur wird zur täglichen Pflicht als Gassi-Spaziergang mit dem Hund. Täglich dieselbe Routine, am besten auch täglich derselbe Rundweg. Gut, wer ein paar Bäume in seiner Nähe hat. Das verkürzt die Tour erheblich. Aber der Hund wünscht sich mehr? Aber bitte, doch nicht bei diesem Wetter. Da kommt es schon einmal vor, dass das Tier anschließend etwas unruhig ist. Egal, wir sind schließlich auch nur Menschen.
Es geht natürlich auch ganz anders. Wenn wir uns wirklich Zeit nehmen für den Ausflug in die Natur, wenn wir nicht nur unsere Schritte oder Kalorien zählen, dann können wir den Ausflug ins Grüne mit allen Sinnen erleben. Bleib einmal stehen und lausche dem Gesang der Vögel. Schau zum Himmel und beobachte die Wolken, wie sie über den Himmel ziehen. Ja, und was krabbelt da über meinen Finger? Ein Waldbewohner, der vermutlich jedes Recht dazu hat, hier zu krabbeln. Er gehört hier hin. Vermutlich mehr als ich. Spüre, wie der Wind an deiner Haut vorbei streicht und atmet einmal tief ein. Was riechst du? Der Frühlingswald hat einen ganz anderen Duft als der Wald im Herbst. Der Wald fordert alle unsere Sinne heraus. Wenn wir uns denn darauf einlassen. Dominant ist hier natürlich der Sehsinn. Der Mensch nimmt ohnehin einen Großteil aller Reize mit seinen Augen auf. Gut, dass wir die Ansichten der Natur auch festhalten können. Und hier kommt die Naturfotografie ins Spiel.
Gute Naturfotografie setzt schon einen besonderen Blick auf die Natur voraus. Um die Schönheit der Landschaften, der Tiere und Pflanzen auf einem Foto abzubilden ist es wichtig, diese auch zu erkennen. Die großen Bilder und die kleinen Bilder. Naturfotografie bedeutet dann mehr als nur die Abbildung der Landschaft. Es ist eine Neukomposition, die sich zusammen setzt aus dem, was die Natur präsentiert und dem Auge des Fotografen. Oder der Fotografin. Dies ist auch der Ansatz der Naturfotografin Sylvia Knittel. Licht und Perspektive machen aus der Naturlandschaft ein ganz neues Bild aus dem Blickwinkel der Künstlerin. Dieselbe Natur, aber doch ein einzigartiges Bild, das sich von der Fotografie eines anderen Fotografen jederzeit unterscheiden lässt. Bilder, die auch Schönheiten zeigen, die von manchem Wanderer, der durch die Wälder streift, vielleicht übersehen werden könnten. Gut, wenn diese Schmuckstücke der Natur auf dem Foto verewigt werden können. Gerade auch die kleinen Entdeckungen am Wegesrand demonstrieren die Professionalität und die Naturnähe eines begabten Naturfotografen. Denn der weite Blick auf das Große und Ganze kann manchmal dazu beitragen, dass wir einzelne Schätze nicht wahrnehmen.
Wer sich mit Naturfotografie beschäftigt, muss auch die Natur verstehen lernen. Welche Pflanzen zeigen sich in welchem Monat in ihrer schönsten Pracht? Wann kommt die Natur zur Blüte? Wo leben die Tiere, die vor der Kamera posieren sollen? Wie verhalten sich die Tiere? Wie ist dieses Verhalten abzubilden. Ja, auch Tiere haben eine Schokoladenseite. Wie kann ich selbst diesen Blickwinkel erreichen ohne das Tier zu stören? Gibt es Interaktionen zwischen Mensch und Tier, die das Foto zu einer ganz besonderen Aussage verhelfen? Wo stehe ich als Fotograf in diesem Bild? Welche Rolle nehme ich ein? Naturfotografie ist also viel mehr als nur ein Schnappschuss in der Natur.
Fotografie ist heute allgegenwärtig. Wir brauchen nicht einmal eine Fotokamera zu kaufen, um ein paar Bilder zu machen. Die Kamera wird zusammen mit dem Handy mitgeliefert. Schöne neue Welt. Rein technisch gesehen ist es unglaublich, was diese Multifunktionsgeräte so können. Die Auflösung dieser Fotokameras wird immer größer und auch als Videokamera mit 4K Qualität sind die Smartphones von heute fast schon unschlagbar. Und diese Bilder bekommen wir dann auch überall zu sehen. Auf Facebook, Twitter und Instagram. Wenn wir wollen den ganzen Tag über, denn irgendeiner unserer Freunde hat immer ein neues Foto hochgeladen.
Professionelle Naturfotografie darf sich von all diesen Schnappschüssen gerne loslösen. Der Naturfotograf erstellt Kompositionen, die sich von diesem Einerlei abheben. Denn Naturfotografie bedeutet mehr als während eines Spaziergangs einen Baum zu knipsen. Der Naturfotograf sitzt oft stundenlang auf einer Wiese und wartet. Oder er liegt auf dem Boden, damit das Foto die richtige Perspektive bekommt. Das Gewicht und der Umfang einer professionellen Ausrüstung macht die Naturfotografie dann auch zu einer sportlichen Herausforderung.