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Atomkraftwerk Beznau bereitet Anwohnern Kopfzerbrechen

Risikostandort unterschätzt?

Die Atomkatastrophe in Fukushima hat viele Menschen zum Nachdenken gebracht. Seitdem werden die Atomkraftwerke und ihre Standorte mit einem kritischeren Auge gesehen und hinterfragt. So auch das AKW Beznau. Die Befürchtungen, die aufgrund der gefährlichen Lage des AKW Beznau von den Befürwortern der Abschaltung angesprochen werden, sind nicht ganz unbegründet. Die Reaktorblöcke des AKW befinden sich auf der Insel Beznau, im Kanton Aargau. Die Insel Beznau schwimmt mitten in der Aare, nicht weit entfernt von dem Punkt entfernt, wo die Flüsse Limmat und Reuss sowie die Aare zusammenfließen. Unmittelbar über der Insel ist das Stauwehr des Wasserkraftwerkes Beznau angesiedelt. Ohne Zweifel ein ziemlich gewagter Ort für eines der ältesten Atomkraftwerke der Welt. Kommt es zu einem Hochwasser, besteht die Gefahr, dass sich Schwemmholz in der Aare ansammelt und zu einem Rückstau führt. Relativ schnell könnte sich ein riesiger See bilden. Im Falle eines Durchbruchs wäre das Ausmaß mit einem Tsunami vergleichbar. Das AKW Beznau würde überflutet werden und in der Folge könnte es zu einer Reaktorkatastrophe kommen. Davor haben die Anwohner rund um Beznau verständlicherweise Angst.

Mahnwachen Teilnehmer kontra Betreiber AXPO

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© Gerd Altmann / PIXELIO
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat, kurz ENSI, beauftragte die Betreiber AXPO infolge des Ausmaßes der Katastrophe von Fukushima, das Atomkraftwerk Beznau hinsichtlich Erdbeben bzw. Hochwassersicherheit zu überprüfen. Der Bericht ist nach Ansicht der Anwohner leider unzureichend. So wird in der Darstellung nicht davon ausgegangen, dass im Falle eines Hochwassers mit Schwemmgut zu rechnen ist. Diese Gefahr sei unwahrscheinlich, bagatellisiert man die Befürchtungen der AKW Gegner. Das sehen die Bürger von Brugg anders, die regelmäßig Mahnwachen organisieren, um eine Abschaltung der Reaktoranlage zu erreichen. Nicht nur der gesunde Menschenverstand lege nahe, dass es mit Sicherheit zu Anstauungen kommen werde, das ließe sich auch wissenschaftlich nachweisen. Ein engagierter Mahnwachen-Teilnehmer ist Energie Ingenieur Heini Glauser. Er kann den Schlussfolgerungen der AKW Betreiber klare Gegenargumente entgegensetzen und beweisen, dass es im Falle eines Hochwassers zu einem Verschluss der Wehröffnung kommen werde. Die Flussläufe werden von Wäldern gesäumt. Des Weiteren sind erhebliche Mengen von Geröll sowie Schutt zu erwarten. Der Ingenieur verweist dabei auf die Umweltkatastrophe aus dem Jahre 1993 in Brig-Glis.

Unterschiedliche Maßstäbe

Andere Länder, andere Sicherheitsbestimmungen. In Deutschland gelten höhere Anforderungen. AKW-Betreiber sind verpflichtet an Flussstandorten die Wassermenge bei einem 10.000jährlichen Hochwasser mit dem Faktor 1,5 zu multiplizieren. Beim AKW Beznau geht man von einer Überschwemmungshöhe von 37cm aus. Bis zu 1,65m ist das AKW-Areal gesichert. Nach deutschen Bestimmungen hätte das Atomkraftwerk wohl keine Chance mehr auf eine Fortsetzung des Betriebes. Die AXPO unterschätzt demnach das Risiko eines Hochwassers erheblich, was auch die ENSI letzten Endes eingestehen musste. Ein Grund, warum das AXPO Gutachten derartig falsch positiv ausfiel, liegt wohl darin begründet, dass man lediglich auf Statistiken aus den letzten 75 Jahren des Bundesamtes für Umwelt zurückgriff. Bedauerlicherweise scheint es noch keine einheitlichen Maßstäbe zu geben, die eine sichere Basis für die Erhebung eines derart wichtigen Gutachtens gelten könnten. Wie sehr man mit falschen Basisdaten daneben liegen kann, zeigen jüngste Ereignisse. Auch das Moldau-Elbe-Hochwasser hätte niemand in diesem Ausmaß vorhergesagt. Bei einem so folgenschweren Thema, wie einer potenziellen Reaktorkatastrophe, bei der über Jahre hinaus ganze Landstriche verseucht werden könnten, wäre das Ausstellen einer Befugnis aufgrund fragwürdiger Daten jedoch unverzeihlich.

Aus der Vergangenheit lernen

Die Katastrophe von Tschernobyl ereignete sich 1986. Die Folgen von Tschernobyl sind noch heute zu spüren. Dort wird über weitere Generationen kein Mensch mehr leben können. Was tatsächlich mit den Menschen im nahen Umkreis von Fukushima passieren wird, werden die Medien möglicherweise erst in vielen Jahren zutage fördern. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass sich die Bürger von Brugg nicht ernst genommen fühlen. Bisher hatten die Anwohner rund um das AKW Beznau Glück. Es ist schwer nachvollziehbar, wie leichtfertig bei diesem Thema zum Teil noch immer gehandelt wird.

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